Die Hälfte des Nachhaltigkeitsprojektes „Agroforst Äthiopien“ war vergangen, es war Zeit für eine Zwischenbilanz. Der Umwelt- Distriktbeauftragte MN Hans-Ulrich Hartwig vom Lions Club Hochheim- Flörsheim hatte hierzu mit Dr. Johann Schreiner, Johanna Kunz und Oliver Kopsch drei ausgewiesene Experten eingeladen, die im Rahmen eines Online -Meetings am 20.09.2022 zu den Themen - Wie hat sich das Projekt entwickelt? Was wurde für die Nahrungsmittelsicherung und die Umwelt in der Region erreicht? Was kann Agroforst künftig für die Nahrungssicherheit leisten? vortrugen. Moderator Hans-Ulrich Hartwig begrüßte zu Beginn Eva Maria Franke und Prof. Dr. Alfred Strauss vom Lions Distrikt Ost- Österreich, mit dem eine Partnerschaft (Jumelage) besteht, die auch Kooperationen im Umweltbereich umfasst.
Jürgen Waterstradt, Agroforst Projektinitiator und derzeitiger Vorsitzende des Governorrates Deutschland, wünschte in seinem Grußwort weiter gutes Gelingen und Erfolg.
Prof. Dr. Johann Schreiner, ehemaliger Direktor der Alfred Toepfer Akademie für Naturschutz in der Lüneburger Heide und Beauftragter für Umwelt von Lions Deutschland, verdeutlichte in seinem Beitrag, dass sich die Lions bereits seit langem auf vielen Feldern für Umwelt engagieren. Die „Umweltpolitische Erklärung“ von Lions International feiert im Oktober 2022 ihr 50-jähriges Bestehen. Lions agieren dabei in Übereinstimmung mit den 17 Nachhaltigkeitszielen der UN, die in einem Booklet dargestellt sind. Dies betrifft z.B. die Kompensation von CO2 Emissionen, bei Flugreisen über ein Kochofenprojekt in Westbengalen, die Veranstaltung eines deutschlandweiten Umweltlaufes „Move for the Planet“, Wasser, Hygiene und viele andere Aktivitäten- so auch das Projekt „Agroforst Äthiopien“.
Johanna Kunz, Projektmanagerin „Nationale und internationale Projekte“ bei der Stiftung der Deutschen Lions und für „Agroforst Äthiopien“ verantwortlich, erläuterte die Ziele. „Der Klimawandel verstärkt in Afrika die Wetterextreme und verdrängt Menschen aus ihrer Heimat. In Gidole/ Gamole im südlichen Äthiopien verbessern Lions die Nahrungssituation für 7.000 Kleinbauern- und Bäuerinnen sowie deren Familien durch neue Anbaumethoden. Bäume verschatten die Böden, und führen zu höheren Ernteerträgen, Gräben speichern Wasser aus der Regenzeit und vermeiden Bodenerosionen. Neu angepflanzte und schnell wachsende Gehölze wie Bambus werden künftig als Feuerholz genutzt oder verkohlt. Dadurch werden . bestehende Bäume vor Abholzung geschützt und binden weiter CO2.“ Das Training für die 7.000 Kleinbauern und -bäuerinnen zu neuen Anbaumethoden sei dabei der zentrale Baustein des Projektes, sagte Kunz.Agroforst wird gemeinsam mit der Antonia Ruut Stiftung, Trier und der örtlichen Organisation „Gardula People's Development Association- GDPA durchgeführt. 75% der Projektkosten von knapp einer halben Million Euro werden vom Bundesministerium für Wirtschaftliche Zusammenarbeit (BMZ) finanziert. Lions, vor allem aus dem Distrikt 111 MN steuerten ca. 100.000 Euro Spenden bei.
Oliver Kopsch von der Antonia Ruut Stiftung erläuterte Details. Kopsch ist der Projektmanager bei Agroforst Äthiopien und Kontakt zum örtlichen Partner GPDA. „Die Projektregion reicht von einem trockenen Flachland auf 1.000 m Höhe bis zu dem kühleren und feuchteren Hochland auf 2.500 Metern. Danach werden die Pflanzen ausgewählt. Im Flachland gedeihen Mango, Guava und Orangen und beschatten darunter liegende Pflanzen. Für das Hochland setzt man Passionsfrucht, die „falsche Banane“ und die „angepasste Avocado“ ein“ sagte Kopsch in seinem Vortrag. Avocado eigne sich für den Export und schaffe damit zusätzliche Einkommensquellen. Es wurden Baumschulen aufgebaut oder erweitert und die Setzlinge an die Bauern verteilt. Bisher pflanzten einheimische Kräfte über 300.000 Bäume zur Wiederaufforstung, das Ziel bis 2023 lag bei 250.000 Bäumen und konnte schon überschritten werden. Pünktlich zum Beginn der Regenzeit 2022 wurden Regenrückhaltebecken und Stauwassergräben errichtet, um die aus Regen gewonnen Wassermengen zu regulieren und längerfristig zu nutzen.
Kopsch zog eine positive Zwischenbilanz „Auch wenn es in Einzelfällen Herausforderungen gibt, läuft das vom Fördergeber BMZ als vorbildlich eingestufte Nachhaltigkeitsprojekt erfolgreich und planmäßig. Die neuen Anbaumethoden werden von den Bauern angewendet.“ In der Diskussionsrunde stellten die Teilnehmer Fragen nach der Bauart der Wassergräben, nach dem weiteren Vorgehen beim grünen Baumgürtel „Green Belt“ sowie nach möglichen Kooperationen zwischen Afrika und Europa. Wie Oliver Kopsch berichtete, zeigt die Gruppe „Engineers without Borders“ vom Karlsruher Institute of Technology Interesse am Aufbau eines Agroforst- Wissenstransfers.
Weitere Informationen unter: https://111mn.lions.de/agroforst